Abendmusik mit buntem Potpourri beliebter Melodien
Serenadenkonzert im Museumshof mit dem Salonquartett „Jalousie“ /
Musikalische Weltreise vom Walzer bis zum Tango
„...
Eine heitere Abendmusik, die im Freien gespielt wird. Besser hätte der
idyllisch anmutende Museumshof der ursprünglichen Definition von „Serenade“"
nicht gerecht werden können. Mit seinem Serenadenkonzert brach das
Salonquartett „Jalousie“" gemeinsam mit einer Vielzahl an Besuchern, die der
Einladung des Vereins für Heimatgeschichte gefolgt waren, zu einer musikalischen
Weltreise auf. In nahe und ferne Länder ging die Reise, mit spielerischer
Leichtigkeit wurde der Atlantik überquert, der Bogen vom Walzer zum Tango gespannt.
Wien, Paris, Italien. Europäische Zentren, in denen Musikgeschichte
geschrieben wurde. Man denke nur an Johann Schrammels Marsch „Wien bleibt Wien",
Johann Strauß' „Schatzwalzer“ aus dem „Zigeunerbaron“, „Liebesfreud - Liebesleid“
von Fritz Kreisler oder Anton Karias' „Harry-Lime-Thema“ aus dem legendären
Film "Der Dritte Mann".
Mitreißend, da bekannt und schmissig, versetzten sie in Reiselaune, machten
Lust auf die Weiterreise nach Paris. Musikalische Leckerbissen, die auf der
Zunge zergehen: „Plaisir d'amour“ von Jean Martini, der im Paris des ausgehenden
18. Jahrhunderts so berühmt war, dass zwischen dem Ost- und Nordbahnhof sogar
eine Straße nach ihm benannt wurde, Georges Boulangers „Avant de mourir“ oder
Hubert Girauds „Sous le ciel de Paris“. Jeder kennt die Melodien, und gerade der
Wiedererkennungseffekt machte viel Freude.
Doch auf einer Weltreise bleibt man bekanntlich nie lange an einem Ort.
Italien, das Land, in dem die Zitronen blühen und in das die Sehnsucht bereits
den jungen Goethe zog, sollte die nächste Station sein. Sicher, die
„Caprifischer“ von Gerhard Winkler mögen heutzutage von leicht angestaubter
Romantik sein, und es ließe sich darüber streiten, ob sie bei einem musikalischen
Potpourri nicht entbehrlich sind. Doch das Salonquartett, Hanno Haag (Violine),
Barbara Leichtweis-Birtel (Violine), Wolfgang Birtel (Viola) und Eva Scherer
(Violoncello), brachte dieses Stück wie auch „Torna a Surriento“" von Ernesto
DeCurtis, „Azzurro“" von Paolo Conte und alle die anderen mehrsätzigen
Instrumentalstücke heiteren Charakters mit großem technischem Können und
sichtlichem Vergnügen am Musizieren dar, so dass ihnen der kleine Ausrutscher
ins Kitschige gern verziehen sei.
Eigentlich dienen Pausen der Erholung, dem Gedankenaustausch über das soeben
Erlebte, nicht so am Samstagabend. In Siebenmeilenstiefeln hieß es in nur knapp
einer Viertelstunde den Atlantik überqueren. In Nordamerika erwartete die
Reisenden nämlich Scott Joplins „The Ragtime Dance“, begleitet von heftigem
Fußstampfen der Musiker. Es war nicht von der Hand zu weisen, man bewegte sich
jetzt in ganz anderen Breitengraden. Wunderschön auch George Gershwins
"Summertime" aus „Porgy and Bess“, Duke Ellingtons „Caravan“ und als
Sahnehäubchen „New York, New York“" von John Kander.
Der folgende „Blue Tango“" von Leroy Anderson diente als Einstimmung auf
Lateinamerika, der Heimat des aus Argentinien stammenden Tangos. Musikalisch
war der Bogen vom Walzer zum Tango jetzt gespannt. Der Tango, der sich von
Paris aus im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Europa ausbreitete, wurde
lange als „unsittlicher Tanz“ verurteilt. Heutzutage, gerade nach dem
Comeback des Tangos in den letzten Jahren, ist das nur schwer nachzuvollbar.
Auf das Publikum wartete in dieser letzten großen Etappe ihrer Weltreise der
Tango „El Choclo“ von Angel G. Villoldo, Rafael Hernandez' „El Cumbanchero“,
Vincent Youmans' „Carioca“ und „Jalousie“ von Jacob Gade.
Danach galt es ein letztes Mal die Siebenmeilenstiefel anziehen, denn die
Heimreise nach Hockenheim stand bevor. Erschöpft und glücklich kehrten Musiker
und Reisende in heimatliche Gefilde zurück: Schön war's. Heftiger Applaus für
das Salonquartett „Jalousie“.“